Lautstärke

Kann man sich bei Ihrer Musik noch gut mit dem Tischnachbarn unterhalten ?

Oder - "Das Lautstärke Dilemma"...

Da dieses Thema der Dauerbrenner ist, möchte ich hier etwas weiter ausholen und Aspekte beleuchten die sonst kaum angesprochen werden, aber zum grundlegenden Verständnis von großer Bedeutung sind.

Dazu ein paar Fakten:

Die Lautstärke wird in db ( Dezibel ) angegeben, wobei 10 db in etwa einer Verdopplung der wahrgenommenen Lautstärke entspricht.

Jede hinzukommende Schallquelle mit gleicher Lautstärke erhöht den Gesamtpegel um 3 db.

Beispiel: Eine normale Unterhaltung von 2 Menschen hat einen Pegel von ca 50 db. Werden gleichzeitig im Raum 10 weitere Gespräche mit dieser Intensität geführt, steigt der Geräuschpegel incl. Reflexionen locker auf 80 db. Das entspricht einer Verachtfachung der Lautstärke und liegt schon im Bereich einer Fräsmaschine. Wie gesagt – da spielt noch keine Musik.

Im Freifeld ( also nicht in geschlossenen Räumen ) vermindert sich die Lautstärke um 6 db, wenn man den Abstand zur Schallquelle verdoppelt. Mit einfachen Worten – je weiter weg, desto leiser! Also, platzieren Sie Gäste mit Hörgeräten, eifrige Redner, Musikliebhaber etc. entsprechend dieser Regel.

In geschlossenen Räumen wird der Schall von Wänden, Decke und Boden unterschiedlich reflektiert und kann ab einer bestimmten Entfernung nicht mehr differenziert wahrgenommen werden. Das gilt für Sprache genauso wie für Musik. Daher werden Studios, Call-Center, Großraumbüro’s, sowie richtige Konzerthallen entsprechend den Anforderungen raumakustisch optimiert. In normalen Locations ist das nicht der Fall und man muß die teilweise sehr schlechte Akustikin Kauf nehmen. Da hilft auch die teuerste Anlage nix.

Hohe Töne verdecken tiefe Töne mit gleicher Lautstärke. Werden also eher wahrgenommen.
Beispiel: Die Dame am Nachbartisch mit dem „schrillen Organ“…

Unser Gehör kann von der Hörschwelle bis zur Schmerzgrenze einen Lautstärkeunterschied von 1 : 1 Million wahrnehmen, wobei hohe und tiefe Töne mit abnehmender Lautstärke vom menschlichen Ohr immer mehr ignoriert werden ( Fletcher Munson Kurve ). Zum Ausgleich kann man bei geringen Lautstärken die Bässe und Höhen etwas anheben ( Loudness Taste ).

Mit Dynamik bezeichnet man in der Musik die Lehre von der Tonstärke. Leise und laute Passagen, sowie kurze Akzente sind genauso ein Teil der Musik wie die unterschiedlichen Töne selbst. Diese Lautstärkeunterschiede können zum Teil gewaltig sein.

Es gibt Geräte (Kompressoren) mit denen man diese Lautstärkeunterschiede elektronisch glätten kann. Dazu werden laute Passagen abgesenkt und anschließend der Gesamtpegel angehoben, so dass leise Passagen besser verständlich sind. Jeder Fernsehmoderator, Nachrichten-, oder Synchronsprecher, gehauchter Gesang wird damit bearbeitet. Jede CD wird in mehreren Stufen komprimiert, damit auch die härteste Rock-Mugge im Wohnzimmer noch einigermaßen „rüber kommt“.

Das heißt im Klartext: Jede Musik-Konserve ( CD, MP3 ) lässt sich im Pegel beliebig verändern. Da gibt’s also rein technisch gesehen – null problemo.

Dagegen hat jedes mechanische Instrument, jede Stimme, jedes Geräusch in der realen Welt eine Grundlautstärke( Musik 40 bis 110 db ) die sich im Gegensatz zur „Konserve“ oder elektronisch erzeugten Klängen (Keyboards mit Begleitautomat, bzw Midifiles ) nicht weiter reduzieren lässt. Bei richtiger Live-Musik muß man logischerweise den Dynamikbereich noch hinzurechnen.

Wenn Sie also eine Band mit Schlagzeug engagieren, gibt dieses die Grundlautstärke vor und alle anderen Instrumente positionieren ihren Pegel entsprechend, so das sich ein stimmiger Gesamtsound ergibt. Die Band kann also beim besten Willen nicht leiser spielen als das unverstärkte Schlagzeug. Wenn die Band einen guten Schlagzeuger hat kommt sie bis auf 90 db runter. Dann können Sie sich in 20 m Entfernung, wenn Sie etwas lauter sprechen, gut unterhalten.

Hier kommt die erste Irritation. Wenn ein Musiker, wie heute oftmals der Fall, eine elektronische Begleitautomatik nutzt und dessen Lautstärke liegt unter dem Pegel der Grundlautstärke der Originalinstrumente wird er nach kurzer Zeit nur noch als Konserve wahrgenommen. Das Hirn sagt – Trompete geht nicht so leise, also nicht authentisch.

Ein guter Sänger erzeugt unverstärkt Lautstärkepegel von 50 bis 100 db. Damit er korrekt singt muß er sich selbst gut hören, sonst kommt da nix Gescheites raus!

Kleiner Selbstversuch. Setzen Sie sich Kopfhörer auf und singen sie laut zu der Musik die sie gerade darin hören. Fragen Sie anschließend Ihren Partner – na, wie war ich ?…

Daraus folgt: Wenn das Publikum selbst Lautstärkepegel von 70 db und mehr produziert, sind leise Passagen für den Musiker unverstärkt gar nicht mehr singbar und laute Passage wirken immer noch störend.

Im Klartext heißt das: Der Livemusiker muß für eine ausreichende Tonkontrolle im Umfeld von einem Meter mit seiner leisesten Passage ca doppelt so laut sein wie der Umgebungsgeräuschpegel an seiner Position. Sonst hat er keine reelle „Chance“.

Das sollten Sie wissen wenn Sie einen richtigen Live-Musiker engagieren.

Was noch wichtig ist zum Thema „Konserve“ / DJ. Bei einer Musiklautstärke wo die Leute sich auch auf den vorderen Plätzen noch problemlos unterhalten können, kommt keiner auf die Tanzfläche. Der Disco Pegel liegt verträglich bei 90 bis 100 db. Das ist Fakt.

Aber, letztendlich sollen sich alle Wohl fühlen und die Kunst liegt wohl darin einen gesunden Mix zu generieren wo Jeder am Abend mal auf seien Kosten kommt.

In diesem Sinne – packen wir’s an!